Antifaschist*innen kämpfen für eine tolerante Gesellschaft. Gleichzeitig birgt dieser Kampf – wenn die Toleranz uneingeschränkt für alle gelten soll – eine große Gefahr für die Toleranz selbst. Diesen Umstand beschreibt das Toleranz-Paradoxon.

Denn ist diese Toleranz in ihrer Eigenschaft bedingungslos und unkritisch, toleriert sie auch die Kräfte, die die Toleranz beschneiden oder gar abschaffen wollen – was letztendlich in den Umbau in eine intolerante Gesellschaft mündet.

Wen wundert es unter diesem Aspekt, dass faschistische Agitoren sich gerne auf Freiheit und Toleranz berufen und diese ausnutzen, solange sie damit beschäftigt sind, Ihren Einfluss und Ihre Macht auszubauen. Ist diese Phase beendet und die Machtübernahme erfolgt, wird zur Sicherung dieser neu gewonnenen Macht die Toleranz wieder abgeschafft.

Daraus folgt: Eine tolerante Gesellschaft kann nur dann funktionieren, wenn diese Gesellschaft über das Potential verfügt, sowohl die Ausübung als auch die Inanspruchnahme dieser Toleranz zu regulieren. Dies setzt zwangsläufig eine entsprechende Legislative und Exekutive voraus, die dies im Bedarfsfall auch durchführt.

Die Bekämpfung der Feinde einer toleranten Gesellschaft mitsamt Ihrer sozialen und politischen Strukturen ist daher unabdingbar und indiskutabel. Dieser Kampf widerspricht nicht dem antifaschistischen Ideal der Toleranz, sondern beschützt diese vor denen, die sie abschaffen wollen.

weiterführende Literatur: Karl Popper „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“, 1945